Die wahrgenommene Glaubwürdigkeit (vor allem im persuasiven
Kontext, siehe dazu auch meinen Blogeintrag „Glaubwürdigkeit im persuasiven
Kontext“:) wird von verschiedenen Variablen beeinflusst. Denn nicht nur der
Sender, sondern auch die Botschaft selbst, der Empfänger, der Kanal und auch
der Kontext wirken auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit ein (Spörrle, Becker & Rosenstiel, 2015).
Der Sender
Vor allem bei wenig kompetenten
Zielgruppen und bei Angeboten, bei welchen der Rezipient (beispielsweise
aufgrund der Komplexität des Angebots) besonders von seinem Vertrauen geleitet
wird, sind Kompetenz und Expertise des Senders vorteilhaft.
Auch die wahrgenommene Motivation
und die Vertrauenswürdigkeit bestimmen die Glaubwürdigkeit des Senders. Es
sollten also keine Anreize einer Falschaussage für den Rezipienten wahrnehmbar sein.
Werden Argumente entgegen des eigenen Interesses angebracht, lassen diese den
Sender als besonders glaubwürdig wirken.
Zwar umstritten, jedoch für viele
Forscher (z. B. Maathuis,
Rodenburg & Sikkel, 2004) ein Bestandteil der Glaubwürdigkeit ist die Attraktivität
des Senders. Wenn die Attraktivität zum Inhalt der Kommunikation passt,
unterstützt diese wiederum die Glaubwürdigkeit des Senders (Siehe diesen
Blogeintrag zum Thema Überzeugung durch Attraktivität: http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/uberzeugung-durch-attraktivitat.html)
Die Botschaft
In Hinblick auf die Glaubwürdigkeit ist auf Seiten der
Botschaft zunächst bemerkenswert, dass
unterschiedliche Verarbeitungsprozesse beim Empfänger ablaufen, je
nachdem ob der Sender oder die Botschaft fokussiert wird.
Daraus ergibt sich
ein Wechselspiel aus der Valenz und der Anzahl an Wiederholungen der
Argumentation, um glaubwürdig zu erscheinen.
Beispielsweise sollten schwache
Argumente eher seltener wiederholt werden, wohingegen starke Argumente öfter,
jedoch ohne starke Übertreibungen und mit Variationen übermittelt werden
sollten.
Wird ein Senders zunächst als nicht besonders glaubwürdig
wahrgenommen, sollte dieser übertreibende Argumente vermeiden. Umgekehrt
verlangt ein als glaubwürdig wahrgenommener Sender auch gute Argumente.
Der Empfänger
Auch der aktuelle Zustand und die Eigenschaften des
Empfängers haben Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit.
Wenn der Empfänger
beispielsweise nur über geringes Vorwissen verfügt ist die Expertise und die
Glaubwürdigkeit des Senders sehr relevant. Besonders empfänglich für attraktive
Sender sind Personen, welche sozial orientiert sind und besonderen Wert auf die
Meinungen anderer legen. Zudem identifizieren diese Personen sich häufig mit
dem Sender (DeBone & Harnish, 1988). Sind Personen eher individualistisch
orientiert, so ist die Expertise und Kompetenz des Senders von größerer
Bedeutung.
Periphere Hinweisreize, wie zum Beispiel das Aussehen einer Person,
die Einrichtung eines Geschäftes, das Zimmer des YouTube-Kommunikators,
oder eben auch die Glaubwürdigkeit der Quelle sind immer wichtig, vor allem
jedoch dann, wenn der Empfänger die Botschaft mit niedrigen Involvement
rezipiert. Das bedeutet, dass die wahrgenommene Bedeutung eines
Einstellungsobjekts für eine Person eher gering ist (Zaichkowsky, 1985).
Niedriges Involvement würde beispielweise eine 60-jährige bei einer
Kommunikation über YouTube-Stars empfinden, während hingegen ein 17-jähriger
wahrscheinlich mit hohen Involvement reagieren würde. Sind die Empfänger einer
Nachricht höher involviert, so sind starke Argumente wichtiger. Die peripheren
Hinweisreize sind vor allem bei Personen mit wenig Vorwissen und geringer
Intelligenz entscheidend, starke Argumente wären an dieser Stelle eher
unangebracht.
Der Kanal
Der Kanal erlaubt es, die Botschaft sowie die entsprechenden
Argumente und peripheren Hinweisreize zu senden und nimmt somit indirekt
Einfluss auf die Glaubwürdigkeit.
Vor allem die Bandbreite und die
Individualisierung des Kommunikationskanals sind hierfür die
Grundvoraussetzungen für Glaubwürdigkeit.
Über das Radio, ein Medium mit eher geringer Bandbreite, lassen sich weniger
periphere Hinweisreize transportieren als über das Fernsehen oder über ein
Video auf YouTube. Das führt zu einer Polarisation der Glaubwürdigkeit - wer also glaubwürdig ist, wird umso
glaubwürdiger wahrgenommen, wohingegen ohnehin schon unglaubwürdige Sender als
noch unglaubwürdiger wahrgenommen werden.
Auch die Möglichkeit zur Individualisierung ist entscheidend.
Je spezifischer auf einzelne Personen eingegangen werden
kann, umso überzeugender kann kommuniziert werden. Auch die Möglichkeit des
Widerspruchs durch den Empfänger bestimmt den Grad der Glaubwürdigkeit mit.
Auch der Kanal selbst ist ein Hinweis auf die Glaubwürdigkeit. Beispielsweise
werden den klassischen Medienkanälen wie Fernsehen, Presse und Radio mehr
Glaubwürdigkeit zugeschrieben als Digitalen (Email, Internet, SMS).
Der Kontext
Quellen:
DeBono, K., & Harnish, J. (1988). Source expertise, source attractiveness, and the processing of persuasive information: A functional approach. Journal of Personality and Social Psychology, 55, 541–546.
Maathuis, O., Rodenburg, J., & Sikkel, D. (2004).
Credibility, emotion or reason? Corporate
Reputation Review, 6, 333–345.
Spörrle, M., Becker, F., & von Rosenstiel, L. (2015).
Persuasion durch Glaubwürdigkeit. In Wirtschaftspsychologie (pp. 67-81). Springer Berlin
Heidelberg.
Zaichkowsky, J. L. (1985). Measuring the involvement
construct. Journal of Consumer
Research, 12,
341–352.
Bildquellen:
aus Spörrle, Becker & Rosenstiel (2015), S. 73
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Schön. Im Literaturlayout ist eine Umbruch etwas eigenartig...?
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