Man sitzt vor dem Fernseher und sieht die Werbung für den
neuen Mascara einer berühmten Kosmetikmarke. Wiedermal ein hübsch aussehendes
Model, das über den roten Teppich spaziert und die Fotografen mit einem sexy
Augenaufschlag verzaubert. Dann bekommt der Wimperneffekt noch einen neuen,
innovativen Namen wie Maximum-Tigerkatzen-Schmetterlings-VIP-Effekt und das
Logo der Kosmetikmarke mit einem eingängigen Slogan rundet den Spot ab.
Ein neuer Mascara unter vielen, doch ob dieser wirklich so volle
Wimpern verleiht, wie in dem Spot versprochen wird, überzeugt auf Anhieb
vielleicht nicht jeden Zuschauer.
Für Kosmetikfans bietet YouTube mit seinen unzähligen
Beauty-Videos eine ganz neue Plattform, um sich Tipps und Tricks in Sachen
Make-Up und Kosmetik zu holen. Beauty-YouTuber wie Nalim Farooq oder Ebru
kreieren dann beispielsweise das angesagte Trend-Make-Up der Stars mit dem
gleichen Mascara wie oben beschrieben und berichten von dessen Vorzügen.
Klar, die von der Werbung wollen mir nur ihr neues Produkt
aufdrängen, aber wenn ganz normale Personen wie du und ich ihn auf YouTube
testen und von positiven Erfahrungen erzählen, dann muss der Mascara wohl auch
wirklich gut sein, oder?
Ob wir bestimmte Informationen annehmen, hängt stark davon
ab, wer sie gesagt hat. Die Quelle, also wer etwas sagt, spielt in der
Kommunikation eine wichtige Rolle (Berlo, Lemert & Mertz, 1969). Die
Kommunikationsquelle kann dabei eine Person, aber beispielsweise auch eine
Organisation oder eine Firma sein. Einer Quelle lassen sich bestimmte Attribute
zuschreiben, die darauf fußen, wie jeder einzelne von uns diese Quelle
wahrnimmt (Kohring, 2001). Macht eine Person einen positiven Eindruck auf uns,
so würden wir diese vielleicht als charismatisch oder besonders glaubwürdig
beschreiben.
Diesem Phänomen widmen sich auch Forscher aus der
Persuasionsforschung, welche sich damit beschäftigt, wie Einstellungen durch
persuasive Kommunikation entstehen und sich verändern können (siehe dazu auch
meinen Blogeintrag zu Glaubwürdigkeit im persuasiven Kontext http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/glaubwurdigkeit-im-persuasiven-kontext.html).
So scheint
die Bewertung von Aussagen teilweise durchaus davon abhängig zu sein, von
welchem Urheber bzw. von welcher Quelle diese Aussage stammt. Der Rezipient
nimmt also Charakteristika einer Kommunikationsquelle wahr, welche wiederum die
Übernahme von persuasiven Botschaften begünstigen können. Bezeichnungen für
diese die Quellenbedeutung charakterisierende Variable einer Quelle variieren
in der Forschung von Charisma, Prestige oder Ethos bis hin zu Image. Am
häufigsten jedoch wird der Begriff der Quellenglaubwürdigkeit (source
credibility) verwendet (Kohring, 2001; Berlo, Lemert & Mertz, 1969).
Die
Forscher Berlo, Lemert und Mertz (1969) formulierten dazu treffenderweise
folgendes: „Wichever label is used, research has indicated that the more of
„it“ the communicator is percieved to have, the more likely the reciever is to
accept the transmitted information“.
In einer Kommunikationssituation gibt es drei Faktoren, welche die Einstellungen eines Rezipienten verändern können,
nämlich die Quelle der Kommunikation, der Kommunikationskontext, sowie der
Kommunikationsinhalt (Hovland, Janis und Kelley, 1953).
Dieser Einfluss der Kommunikationsquelle kann je nach
wahrgenommener Glaubwürdigkeit variieren. Entscheidend hierfür sind die
wahrgenommene Kompetenz (expertness), also die Fähigkeit der Quelle, valide Aussagen zu
treffen, und die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit (trustworthiness), also ob
Manipulationsabsichten bzw. die Bereitschaft besteht, die nach eigenen
Ansichten validesten Aussagen zu übermitteln (Kohring, 2001).
Als Anzeichen für
Kompetenz nimmt der Rezipient beispielsweise das Alter der
Kommunikationsquelle, als Indikator für Erfahrungen. Auch die Ähnlichkeit
zwischen dem Rezipienten und dem Kommunikator wird als Indikator für eine gleiche
Ausgangsbasis bei Bewertungen herangezogen. Darüber hinaus ist die Führungsrolle
ein Anzeichen dafür, welche sozialen Reaktionen angenommen werden können.
Die
Vertrauenswürdigkeit wird beispielsweise von den
wahrgenommenen Persuasionsabsichten der Quelle bedingt (nach Hovland, Janis
& Kelley, 1953).
Zum Thema Quellenglaubwürdigkeit finden sich in der
Forschung einige interessante Ergebnisse.
Was glaubt ihr? Macht es
einen Unterschied, ob ein Video zu sozialen Themen von Experten, oder von einer
Person wie du und ich stammt? Und hat das unterschiedliche Einflüsse auf die
Einstellungen der Rezipienten?
Schaut euch dazu meinen Blogeintrag an: http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/peer-or-expert-producer.html
Quellen:
Schaut euch dazu meinen Blogeintrag an: http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/peer-or-expert-producer.html
Quellen:
Berlo, D. K., Lemert, J. B., & Mertz, R. J.
(1969). Dimensions for evaluating the acceptability of message sources. Public
opinion quarterly, 33(4), S. 563-576.
Hovland, C. I., Janis, I. L., & Kelley, H. H.
(1953). Communication and persuasion; psychological studies of opinion
change. New Haven.
Kohring, M. (2001). Vertrauen in Medien-Vertrauen
in Technologie. Akademie für Technikfolgenabschätzung Baden-Württemberg. Zuletzt
abgerufen am 21.06.2015.
<http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2004/1886/pdf/AB196.pdf>
<http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2004/1886/pdf/AB196.pdf>
Bildquellen:
http://www.meltwater.com/wp-content/uploads/2014/12/Screen-Shot-2014-12-29-at-11.37.49-AM.png
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Gut verständlicher Beitrag!
AntwortenLöschenUnd natürlich glaube ich auch, dass es etwas ausmacht, wer die Botschaft rüberbringt. Es erscheint mir glaubwürdiger, wenn mir ein Mädchen "von nebenan" auf YouTube erzählt, wie toll die neue Schmetterlings-VIP-Maskara ist, als wenn das Supermodel im TV einen Kameramann mit ihren Augen verzaubert. Die YouTuberin erscheint glaubwürdiger weil "näher" und da sie scheinbar schon viel mit Kosmetik in ihrem Leben gemacht hat, verfügt sie wohl auch über die Expertise. Aber ich glaube, dass die Vertrauenswürdigkeit da mehr reinspielt als die Expertise..anders wäre das vllt mit einem anderen Thema, wo wirklich Expertise gefragt ist und nicht nur, ob die Wimperntusche klumpt oder nicht.
Beispielsweise würde ich einem Arzt immer mehr vertrauen, wenn er mir eine Krankheit diagnostiziert, als meinem Nachbarn. Genauso ist es da auch mit dem YouTuber...der kann mir viel von der Wirkung seiner Tabletten erzählen..glauben würde ich aber erst, wenn mir ein Arzt das noch bestätigt. Aber eines kann YouTube da doch - die Aufmerksamkeit auf Themen lenken und dann dafür sorgen, dass ich vllt die Informationen bei einem Experten einhole. Aber das ufert jetzt etwas aus (und ich vertiefe das auch mal in einem Blogbeitrag ;) also falls jemand meinen langen kommentar bis hier gelesen hat - mehr dazu in meinem Blog).
Ich wollte eigntl nur sagen, dass schon die Expertise und Vertrauenswürdigkeit des Senders wichtig sind, aber eben auch die Kommunikationsbotschaft und der Inhalt darüber entscheidet, wem man Glauben schenkt.
schöner Beitrag!
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