Sonntag, 21. Juni 2015

Quellenglaubwürdigkeit



Man sitzt vor dem Fernseher und sieht die Werbung für den neuen Mascara einer berühmten Kosmetikmarke. Wiedermal ein hübsch aussehendes Model, das über den roten Teppich spaziert und die Fotografen mit einem sexy Augenaufschlag verzaubert. Dann bekommt der Wimperneffekt noch einen neuen, innovativen Namen wie Maximum-Tigerkatzen-Schmetterlings-VIP-Effekt und das Logo der Kosmetikmarke mit einem eingängigen Slogan rundet den Spot ab.
Ein neuer Mascara unter vielen, doch ob dieser wirklich so volle Wimpern verleiht, wie in dem Spot versprochen wird, überzeugt auf Anhieb vielleicht nicht jeden Zuschauer.
  
Für Kosmetikfans bietet YouTube mit seinen unzähligen Beauty-Videos eine ganz neue Plattform, um sich Tipps und Tricks in Sachen Make-Up und Kosmetik zu holen. Beauty-YouTuber wie Nalim Farooq oder Ebru kreieren dann beispielsweise das angesagte Trend-Make-Up der Stars mit dem gleichen Mascara wie oben beschrieben und berichten von dessen Vorzügen.
Klar, die von der Werbung wollen mir nur ihr neues Produkt aufdrängen, aber wenn ganz normale Personen wie du und ich ihn auf YouTube testen und von positiven Erfahrungen erzählen, dann muss der Mascara wohl auch wirklich gut sein, oder?

Ob wir bestimmte Informationen annehmen, hängt stark davon ab, wer sie gesagt hat. Die Quelle, also wer etwas sagt, spielt in der Kommunikation eine wichtige Rolle (Berlo, Lemert & Mertz, 1969). Die Kommunikationsquelle kann dabei eine Person, aber beispielsweise auch eine Organisation oder eine Firma sein. Einer Quelle lassen sich bestimmte Attribute zuschreiben, die darauf fußen, wie jeder einzelne von uns diese Quelle wahrnimmt (Kohring, 2001). Macht eine Person einen positiven Eindruck auf uns, so würden wir diese vielleicht als charismatisch oder besonders glaubwürdig beschreiben.

Diesem Phänomen widmen sich auch Forscher aus der Persuasionsforschung, welche sich damit beschäftigt, wie Einstellungen durch persuasive Kommunikation entstehen und sich verändern können (siehe dazu auch meinen Blogeintrag zu Glaubwürdigkeit im persuasiven Kontext http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/glaubwurdigkeit-im-persuasiven-kontext.html). 

So scheint die Bewertung von Aussagen teilweise durchaus davon abhängig zu sein, von welchem Urheber bzw. von welcher Quelle diese Aussage stammt. Der Rezipient nimmt also Charakteristika einer Kommunikationsquelle wahr, welche wiederum die Übernahme von persuasiven Botschaften begünstigen können. Bezeichnungen für diese die Quellenbedeutung charakterisierende Variable einer Quelle variieren in der Forschung von Charisma, Prestige oder Ethos bis hin zu Image. Am häufigsten jedoch wird der Begriff der Quellenglaubwürdigkeit (source credibility) verwendet (Kohring, 2001; Berlo, Lemert & Mertz, 1969).
Die Forscher Berlo, Lemert und Mertz (1969) formulierten dazu treffenderweise folgendes: „Wichever label is used, research has indicated that the more of „it“ the communicator is percieved to have, the more likely the reciever is to accept the transmitted information“.

In einer Kommunikationssituation gibt es drei Faktoren, welche die Einstellungen eines Rezipienten verändern können, nämlich die Quelle der Kommunikation, der Kommunikationskontext, sowie der Kommunikationsinhalt (Hovland, Janis und Kelley, 1953).

Dieser Einfluss der Kommunikationsquelle kann je nach wahrgenommener Glaubwürdigkeit variieren. Entscheidend hierfür sind die wahrgenommene Kompetenz (expertness), also die Fähigkeit der Quelle, valide Aussagen zu treffen, und die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit (trustworthiness), also ob Manipulationsabsichten bzw. die Bereitschaft besteht, die nach eigenen Ansichten validesten Aussagen zu übermitteln (Kohring, 2001). 

Als Anzeichen für Kompetenz nimmt der Rezipient beispielsweise das Alter der Kommunikationsquelle, als Indikator für Erfahrungen. Auch die Ähnlichkeit zwischen dem Rezipienten und dem Kommunikator wird als Indikator für eine gleiche Ausgangsbasis bei Bewertungen herangezogen. Darüber hinaus ist die Führungsrolle ein Anzeichen dafür, welche sozialen Reaktionen angenommen werden können. 
Die Vertrauenswürdigkeit wird beispielsweise von den wahrgenommenen Persuasionsabsichten der Quelle bedingt (nach Hovland, Janis & Kelley, 1953).

Zum Thema Quellenglaubwürdigkeit finden sich in der Forschung einige interessante Ergebnisse.

Was glaubt ihr? Macht es einen Unterschied, ob ein Video zu sozialen Themen von Experten, oder von einer Person wie du und ich stammt? Und hat das unterschiedliche Einflüsse auf die Einstellungen der Rezipienten? 
Schaut euch dazu meinen Blogeintrag an: http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/peer-or-expert-producer.html


Quellen:


Berlo, D. K., Lemert, J. B., & Mertz, R. J. (1969). Dimensions for evaluating the acceptability of message sources. Public opinion quarterly, 33(4), S. 563-576.

Hovland, C. I., Janis, I. L., & Kelley, H. H. (1953). Communication and persuasion; psychological studies of opinion change. New Haven.


Kohring, M. (2001). Vertrauen in Medien-Vertrauen in Technologie. Akademie für Technikfolgenabschätzung Baden-Württemberg. Zuletzt abgerufen am 21.06.2015.
<http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2004/1886/pdf/AB196.pdf>

Bildquellen:

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Peer or expert producer?


Macht es einen Unterschied, ob ein Video zu sozialen Themen von Experten, oder von einer Person wie du und ich stammt? 


Um prosoziale Themen zu promoten und die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf soziale Probleme zu lenken versuchen die Werbetreibenden öffentlicher Dienste immer häufiger Laien als Produzenten von Videos persuasiver Kampagnen mit einzubeziehen. Diese nutzergenerierten Inhalte (user-generated content, UCG) lassen sich auf sozialen Netzwerken verbreiten. Als Kanal um Videos zu teilen erfreut sich das Videoportal YouTube weltweit besonderer Beliebtheit.

Jedoch ist bisher wenig darüber bekannt, ob es einen Unterschied macht, wer solche sogenannten public service announement Videos, also Video zu öffentlichen Bekanntgaben erstellt. Eine Studie von Paek, Hove, Ju Jeong und Kim aus dem Jahre 2011 untersucht diesbezüglich inwiefern der persuasive Einfluss eines solchen Videos unterschiedlich ausfällt, je nachdem ob der Produzent ein Laie oder ein Experte ist. 

Die Forscher beziehen sich dabei auf Theorien, wie der des sozialen Einflusses, des sozialen Vergleich, aber auch auf Charakteristiken der Kommunikationsquelle, wie beispielsweise der wahrgenommenen Ähnlichkeit und der wahrgenommenen Kompetenz. Darauf basierend schließen sie, dass ein Videoproduzent aus der peer group, also einer Person wie du und ich, einen stärkeren Einfluss auf Einstellungen zum Video, der Themenwichtigkeit und den Verhaltensabsichten hervorruft, als wenn der Produzent ein professioneller Experte ist. 

Um das zu untersuchen, wurden 332 Studenten einer Universität in den USA Videos zum Thema Vorbeugung von Kindesmissbrauch gezeigt. Ein Teil der Probanden bekamen ein Video zu sehen, zu welchen sie die Information erhielten, der Produzent sei ein College-Student, also ein Produzent aus deren peer group. Ein anderer Teil der Probanden erhielten ein Video mit der Information der Produzent sei ein Experte einer gemeinnützigen Organisation zur Prävention von Kindesmissbrauch. 
Im Anschluss an die Rezeption des Videos wurden die Probanden u.a. hinsichtlich ihrer Einstellungen zum Video, der Themenwichtigkeit und den Verhaltensintentionen befragt.


Zusammenfassend haben die Forscher herausgefunden, dass das Video, welches von einem Laien produziert wurde, effektiver in der Verstärkung der Einstellungen zum Video sowie der Themenwichtigkeit war, als das Video welches von einem Experten stammte. Dieser Befund ist konsistent mit der Theorie des sozialen Einflusses, nämlich, dass jüngere Personen positiver auf Botschaften reagieren, welche von jemanden, der ihnen ähnlich ist, stammen (z. B. Paek & Gunther, 2007). Effekte in Bezug auf die Verhaltensintentionen konnten jedoch nicht gefunden werden (Paek, Hove, Ju Jeong & Kim, 2011).


Quelle:

Paek, H. J., Hove, T., Ju Jeong, H., & Kim, M. (2011). Peer or expert? The persuasive impact of YouTube public service announcement producers. International Journal of Advertising, 30(1), S. 161.188.

Paek, H.-J., & Gunther, A. C. (2007). How peer proximity moderates indirect media influence on adolescent smoking. Communikcation Research, 34(4), S. 407-432.


Bildquellen:

http://tech.co/wp-content/uploads/2014/10/user_generated_content.png

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Sonntag, 14. Juni 2015

Glaubwürdigkeit auf YouTube


Die neusten Do-It-Yourself Ideen von Sami Slimani alias Herr Tutorial, Beauty Tipps auf Ebru‘s Beautylounge oder aktuelle Nachrichten unterhaltsam präsentiert von LeFloid – diese drei YouTuber sind auf dem Videoportal sehr erfolgreich und werden als YouTube-Stars gefeiert. 

Woran man den Erfolg solcher YouTube-Stars festmachen kann, lässt sich bei der Vielfalt an YouTube-Charakteren und thematisierten Inhalten der Videos wohl schwer sagen. Einen Aspekt jedoch, welchen die drei oben genannten YouTube-Stars gemeinsam haben und unerlässlich für deren Erfolg ist, ist der der Glaubwürdigkeit.

Dazu stellt sich die Frage, woraus Glaubwürdigkeit besteht?

Die Zuschreibung von Glaubwürdigkeit beschränkt sich auf die Kommunikation, „wobei im Generalisierungsfall die Kombination von Person und Text, im einzelnen Fall der Text die Referenz darstellt“ (Bentele & Nothaft, 2011, S. 57f.)

Wird ein Kommunikator als glaubwürdig beschrieben, so schreibt man diesem die Fähigkeit und die Motivation zu, wahrheitsgetreu zu kommunizieren (Fill, 2002). Aus der wahrgenommenen Kompetenz (expertise, expertness) und der Vetrauenswürdigkeit (reliability, trustworthiness) ergibt sich die Glaubwürdigkeit des Senders (Berlo, Lennert & Mertz, 1969). Wenn ihr wissen wollt, was genau mit der wahrgenommenen Kompetenz und der Vertrauenswürdigkeit gemeint ist, dann schaut euch meinen Eintrag zum Thema Quellenglaubwürdigkeit an http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/quellenglaubwurdigkeit.html.

Glaubwürdigkeit ist also eine Eigenschaft, die Menschen, Institutionen oder deren kommunikativen Produkte (wie zum Beispiel audiovisuelle Darstellungen) von einem Rezipienten in Bezug auf etwas (etwa auf ein Ereignis oder einen Sachverhalt usw.) zugeschrieben wird (Bentele, 1988).


Der Rezipient kann einen YouTube-Sender also in Bezug auf seine Darstellungen in seinen Videos als mehr oder weniger glaubwürdig wahrnehmen. Dabei wird deutlich, dass Glaubwürdigkeit keine dem Objekt oder Person innewohnende Eigenschaft ist, sondern relational ist.


Besonders interessant ist der Einfluss der wahrgenommenen Glaubwürdigkeit auf die Überzeugungsleistung. Wenn euch die Persuasion durch Glaubwürdigkeit, auch in Bezug auf YouTube interessiert, dann schaut euch meinen Blogeintrag dazu an: http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/glaubwurdigkeit-im-persuasiven-kontext.html

Wenn ihr euch fragt, welche Aspekte die Glaubwürdigkeit beeinflussen, könnt ihr in diesem Blogeintrag Antworten darauf finden: http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/wodurch-glaubwurdigkeit-beeinflusst-wird.html





Quellen:

Bentele, G. (1988). Der Faktor Glaubwürdigkeit. Forschungsergebnisse und Fragen für die Sozialisationsperspektive. Publizistik, 33(2/3), 406–426.

Bentele, G., & Nothhaft, H. (2011). Vertrauen und Glaubwürdigkeit als Grundlage von Corporate Social Responsibility: Die (massen-) mediale Konstruktion von Verantwortung und Verantwortlichkeit. In Handbuch CSR (pp. 45-70). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Berlo, D., Lemert, J., & Mertz, R. (1969). Dimensions for evaluating the acceptability of message sources. Public Opinion Quarterly33, 563–576.

Fill, C. (2002). Marketing communications. Contexts, strategies and applicationsEdinburgh Gate, Harlow: Prentice Hall.


Glaubwürdigkeit im persuasiven Kontext


Der YouTube-Star Ebru (Ebru‘s Beautylounge) zeigt in ihrem Video ein Haarentfernungsgerät welches sie im Selbsttest ausprobiert hat und berichtet von ihren Eindrücken zu dem Gerät. Aus Kommentaren wie „Dankeschön, hab mir gleich eins bestellt“ oder „möchte das unbedingt haben“ wird deutlich, dass Ebru zumindest einen Teil ihrer Fans überzeugen konnte sich das fast 500 Euro teure Gerät zu kaufen.

Diese Überzeugungsleistung bzw. die persuasiven Effekte sind wohl nicht zuletzt auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit von Ebru zurückzuführen, welche ihre Fans ihr zuschreiben. Doch wie stehen die Einstellungen von Personen, die Persuasion und die daraus resultierenden Verhaltensweisen in Verbindung?

Persuadere kommt aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie überreden, überzeugen (Wirth & Kühne, 2013). Unter dem Begriff „Persuasion wird die Veränderung von Einstellungen durch soziale Einflussnahme im Rahmen von Kommunikationsakten verstanden“, (Spörrle, Becker & Rosenstiel, 2015, S.68).
Auch im alltäglichen Leben unternimmt jeder von uns den Versuch, die Einstellungen anderer Personen zu verändern, indem wir ihnen Wissen vermitteln, ihre Emotionen aktivieren oder deren Motive ansprechen. Persuasion findet sich also im Alltag von uns allen wieder.

Um zu verstehen, wie Persuasion, also die Veränderung von Einstellungen, wirkt, muss zuvor noch der Begriff der Einstellungen näher erläutert werden. 
Bei Einstellungen handelt es sich um zeitlich relativ stabile Bereitschaften, auf einen Meinungsgegenstand (also beispielsweise eine Person, oder ein Produkt) wertend zu reagieren (Neumann, 2003). Die individuelle Einstellung setzt sich aus drei Komponenten zusammen: 
  • Aus dem Wissen über den Meinungsgegenstand (kognitive Komponente)
  •  Aus den Gefühlen, die mit dem Meinungsgegenstand einher gehen (emotionale oder affektive Komponente)
  • Aus den Verhaltensintentionen gegenüber dem Meinungsgegenstand (motivationale oder konative Komponente)
(Spörrle, Becker & Rosenstiel, 2015, S.68).

Sowohl aus Sicht der Forschung als auch aus der Anwendungsperspektive ist es von Bedeutung, ob sich die veränderte Einstellung letztendlich auch im Verhalten der Person zeigt. 
Hierzu lassen sich zwei Reaktionen unterscheiden. Bei der Reaktion erster Ordnung soll die Persuasion zu einem konkreten Verhalten führen, wie beispielsweise dem Kauf eines Produkts oder der Wahl einer bestimmten Partei. 
Die Reaktionen zweiter Ordnung hingegen beschäftigen sich mit den Auswirkungen der Persuasion auf die Einstellungen des Rezipienten, also zum Beispiel der Kundenzufriedenheit oder der Markenbekanntheit (Spörrle, Becker & Rosenstiel, 2015).

Falls ihr mehr zum Thema Quellenglaubwürdigkeit erfahren möchtet, schaut euch meinen Blogeintrag dazu an. Darin erfahrt ihr, welche Charakteristika einer Kommunikationsquelle entscheidend sind, um persuasive Effekte zu begünstigen http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/quellenglaubwurdigkeit.html.  




Quellen:


Neumann, P. (2003). Praxis (2. Aufl.). Markt- und Werbepsychologie, Bd.2. Gräfelfing: Fachverlag Wirtschaftspsychologie.

Spörrle, M., Becker, F., & von Rosenstiel, L. (2015). Persuasion durch Glaubwürdigkeit. In Wirtschaftspsychologie (pp. 67-81). Springer Berlin Heidelberg.

Wirth, W., & Kühne, R. (2013). Grundlagen der Persuasionsforschung. In Handbuch Medienwirkungsforschung (pp. 313-332). Springer Fachmedien Wiesbaden.


Bildquelle: http://www.cathdaley.com/wp-content/uploads/2013/06/persuasion.jpg

Wodurch Glaubwürdigkeit beeinflusst wird



Die wahrgenommene Glaubwürdigkeit (vor allem im persuasiven Kontext, siehe dazu auch meinen Blogeintrag „Glaubwürdigkeit im persuasiven Kontext“:) wird von verschiedenen Variablen beeinflusst. Denn nicht nur der Sender, sondern auch die Botschaft selbst, der Empfänger, der Kanal und auch der Kontext wirken auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit ein (Spörrle, Becker & Rosenstiel, 2015).

Der Sender

Vor allem bei wenig kompetenten Zielgruppen und bei Angeboten, bei welchen der Rezipient (beispielsweise aufgrund der Komplexität des Angebots) besonders von seinem Vertrauen geleitet wird, sind Kompetenz und Expertise des Senders vorteilhaft.
Auch die wahrgenommene Motivation und die Vertrauenswürdigkeit bestimmen die Glaubwürdigkeit des Senders. Es sollten also keine Anreize einer Falschaussage für den Rezipienten wahrnehmbar sein. Werden Argumente entgegen des eigenen Interesses angebracht, lassen diese den Sender als besonders glaubwürdig wirken.

Zwar umstritten, jedoch für viele Forscher (z. B. Maathuis, Rodenburg & Sikkel, 2004) ein Bestandteil der Glaubwürdigkeit ist die Attraktivität des Senders. Wenn die Attraktivität zum Inhalt der Kommunikation passt, unterstützt diese wiederum die Glaubwürdigkeit des Senders (Siehe diesen Blogeintrag zum Thema Überzeugung durch Attraktivität: http://poyfaber.blogspot.de/2015/06/uberzeugung-durch-attraktivitat.html)

Die Botschaft


In Hinblick auf die Glaubwürdigkeit ist auf Seiten der Botschaft zunächst bemerkenswert, dass  unterschiedliche Verarbeitungsprozesse beim Empfänger ablaufen, je nachdem ob der Sender oder die Botschaft fokussiert wird. 
Daraus ergibt sich ein Wechselspiel aus der Valenz und der Anzahl an Wiederholungen der Argumentation, um glaubwürdig zu erscheinen. 
Beispielsweise sollten schwache Argumente eher seltener wiederholt werden, wohingegen starke Argumente öfter, jedoch ohne starke Übertreibungen und mit Variationen übermittelt werden sollten. 
Wird ein Senders zunächst als nicht besonders glaubwürdig wahrgenommen, sollte dieser übertreibende Argumente vermeiden. Umgekehrt verlangt ein als glaubwürdig wahrgenommener Sender auch gute Argumente.

Der Empfänger

Auch der aktuelle Zustand und die Eigenschaften des Empfängers haben Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit. 
Wenn der Empfänger beispielsweise nur über geringes Vorwissen verfügt ist die Expertise und die Glaubwürdigkeit des Senders sehr relevant. Besonders empfänglich für attraktive Sender sind Personen, welche sozial orientiert sind und besonderen Wert auf die Meinungen anderer legen. Zudem identifizieren diese Personen sich häufig mit dem Sender (DeBone & Harnish, 1988). Sind Personen eher individualistisch orientiert, so ist die Expertise und Kompetenz des Senders von größerer Bedeutung. 

Periphere Hinweisreize, wie zum Beispiel das Aussehen einer Person, die Einrichtung eines Geschäftes, das Zimmer des YouTube-Kommunikators, oder eben auch die Glaubwürdigkeit der Quelle sind immer wichtig, vor allem jedoch dann, wenn der Empfänger die Botschaft mit niedrigen Involvement rezipiert. Das bedeutet, dass die wahrgenommene Bedeutung eines Einstellungsobjekts für eine Person eher gering ist (Zaichkowsky, 1985). 
Niedriges Involvement würde beispielweise eine 60-jährige bei einer Kommunikation über YouTube-Stars empfinden, während hingegen ein 17-jähriger wahrscheinlich mit hohen Involvement reagieren würde. Sind die Empfänger einer Nachricht höher involviert, so sind starke Argumente wichtiger. Die peripheren Hinweisreize sind vor allem bei Personen mit wenig Vorwissen und geringer Intelligenz entscheidend, starke Argumente wären an dieser Stelle eher unangebracht. 


Der Kanal

Der Kanal erlaubt es, die Botschaft sowie die entsprechenden Argumente und peripheren Hinweisreize zu senden und nimmt somit indirekt Einfluss auf die Glaubwürdigkeit.
Vor allem die Bandbreite und die Individualisierung des Kommunikationskanals sind hierfür die Grundvoraussetzungen für Glaubwürdigkeit. 

Über das Radio, ein Medium mit eher geringer Bandbreite, lassen sich weniger periphere Hinweisreize transportieren als über das Fernsehen oder über ein Video auf YouTube. Das führt zu einer Polarisation der Glaubwürdigkeit -  wer also glaubwürdig ist, wird umso glaubwürdiger wahrgenommen, wohingegen ohnehin schon unglaubwürdige Sender als noch unglaubwürdiger wahrgenommen werden.

Auch die Möglichkeit zur Individualisierung ist entscheidend. 
Je spezifischer auf einzelne Personen eingegangen werden kann, umso überzeugender kann kommuniziert werden. Auch die Möglichkeit des Widerspruchs durch den Empfänger bestimmt den Grad der Glaubwürdigkeit mit. Auch der Kanal selbst ist ein Hinweis auf die Glaubwürdigkeit. Beispielsweise werden den klassischen Medienkanälen wie Fernsehen, Presse und Radio mehr Glaubwürdigkeit zugeschrieben als Digitalen (Email, Internet, SMS).


 Der Kontext

Abschließend trägt auch der Kontext zur Glaubwürdigkeit bei. Zum Beispiel ist der Einfluss anderer Personen nicht unerheblich. Hat ein Kanal bereits viele Abonnenten und die Videos tausende Likes steigt die Glaubwürdigkeit beim Rezipienten vermutlich. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei Personen, welchen großen Wert auf soziale Akzeptanz legen.




Quellen:


DeBono, K., & Harnish, J. (1988). Source expertise, source attractiveness, and the processing of persuasive information: A functional approach. Journal of Personality and Social Psychology55, 541–546.

Maathuis, O., Rodenburg, J., & Sikkel, D. (2004). Credibility, emotion or reason? Corporate Reputation Review, 6, 333–345.

Spörrle, M., Becker, F., & von Rosenstiel, L. (2015). Persuasion durch Glaubwürdigkeit. In Wirtschaftspsychologie (pp. 67-81). Springer Berlin Heidelberg.

Zaichkowsky, J. L. (1985). Measuring the involvement construct. Journal of Consumer Research, 12, 341–352.


Bildquellen:

aus Spörrle, Becker & Rosenstiel (2015), S. 73

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Überzeugung durch Attraktivität


Zu den zentralen Merkmalen eines Senders, der soziale Einflussnahme übt, spielen neben der Glaubwürdigkeit und der Macht, auch die Attraktivität eine entscheidende Rolle (Kelman, 1961).

Die Forschung ist sich noch uneins darüber, ob Attraktivität als Subdimension Einfluss auf die Glaubwürdigkeit ausübt (Maathuis, Rodenburg & Sikkel, 2004). Sicher ist man sich jedoch darüber, dass Attraktivität als eine Determinante der Glaubwürdigkeit anzusehen ist (Spörrle, Becker & Rosenstiel, 2015).
Viele Forscher konnten bereits einen Zusammenhang zwischen der Attraktivität des Senders und den Einstellungsänderungen bei Mitgliedern der Zielgruppe feststellen (z. B. Friedman & Friedman, 1979). 

Ist eine Person attraktiv, so führt dies beim Rezipienten zu einer positiveren Bewertung einer Werbung. Dadurch wir die Kaufintention und auch das tatsächliche Kaufverhalten gesteigert. Auch außerhalb des medialen Umfelds lassen sich bei attraktiven Verkäufern mehr Interaktionen mit den Kunden beobachten, welche den Verkäufer wiederum positiver bewerten (Koernig & Page, 2002).

Jedoch ist zu beachten, dass die Produktkategorie und das Produktimage von Bedeutung sind. Wenn das Angebot nicht zum Thema Attraktivität passt (wie beispielsweise ein Staubsauger) dann hat eine sehr attraktive Medienperson nur geringe Auswirkungen auf die Persuasion, sie kann sogar gegenläufige Effekte hervorrufen (Koernig & Page, 2002).



Quellen:

Friedman, H., & Friedman, L. (1979). Endorser effectiveness by product type. Journal of Advertising Research, 19, 63–71.

Koernig, S. K., & Page, A. L. (2002). What if your dentist looked like Tom Cruise? Applying the match-up hypothesis to a service encounter.

Psychology & Marketing, 19, 91–110. Maathuis, O., Rodenburg, J., & Sikkel, D. (2004). Credibility, emotion or
reason? Corporate Reputation Review, 6, 333–345.

Spörrle, M., Becker, F., & von Rosenstiel, L. (2015). Persuasion durch Glaubwürdigkeit. In Wirtschaftspsychologie (pp. 67-81). Springer Berlin Heidelberg.

Montag, 4. Mai 2015

YouTube aus der Nutzerperspektive 1




Welche Funktionen kann man auf YouTube nutzen, wenn man nicht dort angemeldet ist?


YouTube-Nutzer, die nicht mit einem YouTube-Kanal in YouTube eingeloggt sind, haben unterschiedliche Möglichkeiten nach verschiedenen Kriterien im gesamten Angebot aller hochgeladenen Videos zu stöbern und sie, in der Regeln ohne vorherige Anmeldung, anzuschauen (Eisemann, 2015). 

Des Weiteren bietet die Plattform zahlreiche Funktionen, welche ohne Anmeldung genutzt werden können, wie zum Beispiel:



  1. Suchleiste: Suche nach Videos, Kanälen oder Playlists mit Suchworten („Tags“). In einer erweiterten Suchfunktion lassen sich Filter hinsichtlich des Upload-Datums, der zugeordneten Kategorie, der Videolänge und weiterer Eigenschaften einstellen
  2. Darstellung der Videos nach vorgegebenen Kategorien(wie z. B.: Musik, Entertainment, Comedy, Sport, Film & Animation, Leute & Blogs, Anwendungen & Spiele, Nachrichten & Politik, Autos & Fahrzeuge, Reisen & Orte, “Howto” & “DIY”, Tiere
  3. Automatische Video-Empfehlungen entsprechend bereits betrachteter Videos, basierend auf der Auswertung des Surfprotokolls des Nutzers
  4. Verweis auf den Kanal „YouTube Trends“, auf dem Videos angezeigt werden, die laut YouTube, angeblich basierend auf der Auswertung von Nutzerdaten und der „Weisheit“ von „Top Curators“ im Internet, als besonders populär eingestuft werden (Eisemann, 2015, S. 130-131)

Quelle:

Eisemann, C. (2015). Was ist YouTube?. In C Walk auf YouTube (pp. 123-134). Springer Fachmedien Wiesbaden